Evangelische Pfarrgemeinde Christuskirche

Lesegottesdienst Epiphanias (6./10.01.)

 

Lesegottesdienst aus Wien Favoriten Christuskirche

 

Epiphanias –6.1. 2021

Nehmen Sie sich Zeit, zünden Sie eine Kerze an, suchen Sie sich Lieblingsmusik aus oder singen Sie ihre Lieblingslieder aus dem Gesangbuch!

 

Musik

Gebet:

Ewiger Gott, der du all unser Tun und Denken übersteigst:
Der Stern deiner Liebe ist aufgegangen an unserem Firmament und hat Menschen auf neue Wege gelockt.
In einem Kind haben sie dich erkannt und dir die Ehre erwiesen.
Leuchte auch uns, wenn wir suchen.
Mach deinen lieben Sohn zu unserem Morgenstern, der auch heute neue Wege weist in eine ungeahnte Zukunft.
Amen
 
Die Schriftlesung für Epiphanias steht im Evangelium nach Matthäus im 2. Kapitel, die Verse 1-12:
 
1 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten. 3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): 6 »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« 7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut 11 und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. 12 Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.
Halleluja
Lasst uns gemeinsam unseren Glauben bekennen
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen
 
Musik
Predigt
Der Predigttext für den heutigen Epiphaniastag steht beim  Propheten Jesaja  im 60. Kapitel, die Verse 1 –6 und wird im Verlauf der Predigt gelesen.
Liebe Gemeinde!
»Ich sehe was, was du nicht siehst!« – Erinnern Sie sich noch? Stundenlang haben wir uns als Kinder die Zeit damit vertreiben können. »Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist grün ... oder blau.«Einer entdeckt etwas, eine Blume auf der Tasse in einer bestimmten Farbe, oder einen Streifen am Pullover. Der Mitspieler muss solange fragen und raten, bis er es rausgefunden hat. Wenn wir das nach vielen Versuchen noch nicht geschafft hatten, wurde es richtig anstrengend. Kaum auszuhalten, wenn unser Gegenüber triumphierend auch nach Minuten immer noch »sah, was wir nicht sahen«. Ein harmloses Kinderspiel.
Scheinbar. Doch im Grunde war dieses Spiel alles andere als belanglos. Denn unter der Hand haben wir dabei auch etwas Wichtiges gelernt. Wir lernten, dass die Welt um uns herum nicht einfach »ist«, wie sie scheinbar »ist«. Nein, es kann sein, dass jemand etwas klar und deutlich vor Augen sieht und wir sehen es unsererseits erst einmal nicht, – obwohl es da ist.
Als wir älter wurden, lernten wir, dass es bei solchem Sehen nicht allein um Farben geht. Auch Menschen kann man sehr unterschiedlich sehen. Oft entdecken Lehrer in den Kindern Fähigkeiten, die Eltern überhaupt nicht wahrnehmen. »Ich sehe was, was du nicht siehst!« Manchmal gilt das sogar für unsere Sicht auf die ganze Welt. Einer, der die Dinge anders sieht, als die Menschen um ihn herum, kommt in unserem Predigtwort für den heutigen Epiphaniastag zu Wort.
So steht im Buch Jesaja im 60. Kapitel:
1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. 3Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.4 Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt, kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arm hergetragen werden. 5 Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt. 6 Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des Herrn Lob verkündigen.
Die große Weltversammlung. Ein Bild orientalischer Pracht. Alle, alle sind sie da. Von nah und fern kommen sie in Jerusalem zusammen. Völker, Israel zuvor feindlich gesonnen, bringen ihre Gaben. Gold, Weihrauch, Kamele. Vereint sind sie im friedlichen Lob Gottes. So schaut es Jesaja. Die wichtigste Botschaft gilt Israel selbst: Mache dich auf, richte dich auf! Werde licht! Anders gesagt: Werde leicht und hell! Grund genug dazu hast du: Denn dein Licht kommt, Gottes Herrlichkeit. Sie geht auf über dir!
Wie mögen die Menschen damals auf Jesajas Worte reagiert haben? Ich stelle mir vor, wie sie diesen Mann, ungläubig staunend ansehen. Denn die Menschen, denen diese Worte gelten, sitzen buchstäblich im Dreck. Ja – die babylonische Gefangenschaft, vierzig lange Jahre, sie ist vorüber. Ja – sie durften zurückkehren nach Jerusalem. Ja – sie sind jetzt freie Menschen. Alles richtig.                                                                                                                        Aber: Das soll ein Leben sein? Die Stadt zerstört. Kein Stein mehr auf dem anderen. Das Land verwüstet. Die Felder zugewachsen. Leben von der Hand in den Mund.
Was redet der da? Gottes Herrlichkeit? Mann Gottes! Bist du noch ganz bei Trost? So ähnlich werden sie bei sich gedacht und vielleicht auch gesagt haben.     Von wegen: Richte dich auf. Nein. Richte dich ein! Das schon eher. Mach deinen Frieden mit den unsäglichen Verhältnissen, dass du vorbereitet bist, wenn das Schicksal zum nächsten Schlag ausholt. Besser wird es auf keinen Fall.
Ist der Prophet also ein Spinner? Ein gefährlicher am Ende dazu, weil er versucht, Menschen Mut zu machen, wo es nach menschlichem Ermessen nichts Ermutigendes gibt?
Sehen wir uns das etwas genauer an. Wenn wir das tun, dann merken wir, dass Jesaja durch und durch Realist ist. Er weiß durchaus um die verzweifelte Lage Israels, ja der ganzen Welt. Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker, so stellt er nüchtern fest. Seine aufrichtenden Worte beruhen also ganz offensichtlich nicht auf einer genauen Betrachtung des Weltgeschehens. Er analysiert keine positive Entwicklung. Er zitiert keine nach oben weisenden Statistiken. Er malt den Israeliten nicht vor Augen, dass über kurz oder lang schon alles wieder gut werde, weil sich angeblich hoffnungsvolle Zeichen am Horizont der Weltgeschichte mehren. Jesaja ist nicht blind. Damals wie heute muss man kein Prophet sein, um zu sehen, wie die Lage ist. Dazu reicht ein wenig gesunder Menschenverstand aus.
Warum aber stimmt er dann keine Klagelitanei an? Was macht ihn so hoffnungsvoll? Wo findet der Prophet den tragenden Grund für seine Botschaft, wenn es die äußeren Umstände nicht hergeben?
Die Antwort lautet: Weil er mit anderen Augen hinsieht. Er lässt sich nicht festlegen auf die Nachrichten, die aus der Umgebung zu ihm dringen, seien sie gut, oder seien sie schlecht. Es lässt sich nicht fesseln von den äußeren Umständen. Er nimmt sie wahr. Er leugnet sie nicht. Aber sie sind nicht das Letzte, geschweige denn das Entscheidende, was über Israel damals und unserer Welt heute zu sagen wäre. Hier sieht der Prophet anders! Er sieht etwas, was die meisten seiner Zeitgenossen nicht sehen oder noch nicht sehen: Das Kommen Gottes. So wahr der Gott der Väter und Mütter der Gott Israels ist, so wahr steht er zu seinem Volk. Weil Gott der ist, der er ist, haben Jesajas Worte festen Grund, so dunkel die Zeit auch sein mag. Darin macht der Prophet sich fest. Und dieses Vertrauen auf Gott selbst gibt seinen Worten Grund und Halt. Jesaja schaut die Herrlichkeit Gottes und er setzt diese Sicht der Gegenwart entgegen, die sein Volk und sicher auch ihn selbst bedrängt. Dieses Sehen hat menschenverändernde Kraft. Es kann aus Menschen, die einmal meinten, sich vor einem blinden Schicksal wegducken zu müssen, aufrechte Zeitgenossen machen. Dessen ist Jesaja sich gewiss.
Darum ruft er Israel zu: Mache dich auf! Richte dich auf! Werde licht! Das, was Jesaja sieht, teilt er mit seinem Volk. Ich sehe was, was du nicht siehst! – Ja, dazu muss man ein Prophet sein!
Wer so spricht wie Jesaja, setzt sich auch dem Risiko aus, nicht verstanden zu werden. Doch so ist das mit dem Glauben. Es bleibt immer ein Wagnis in ihm enthalten, ein Risiko. Das Risiko falsch zu liegen. Doch wer glaubt, geht dieses Wagnis ein, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass er darin aufgerichtet wird, hell und licht. Aufgerichtet, allem zum Trotz, was das Leben einem Menschen abverlangen kann.
Aus dem Gefängnis schreibt Dietrich Bonhoeffer: »Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.«Auch hier sieht einer mehr als andere. Die Welt verwandelt sich. Aus dem Bösesten entsteht Gutes, wo wir an Gott festen Halt finden. Bonhoeffer konnte so seinen Weg bis zum Schluss aufrecht gehen und viele, viele andere konnten und können das.
Werden auch wir unseren Blick von Jesaja leiten lassen? Werden wir unsererseits Ausschau halten nach dieser Herrlichkeit Gottes, die die Kraft hat, Menschen aufzurichten? Die Worte des Propheten enthalten dazu eine Einladung auch für uns. Es geht ihm nicht darum, dass nur er sieht, was andere nicht sehen. »Ich sehe was, was du nicht siehst!«, dieses Spiel kommt erst zum Ziel, wenn alle gemeinsam das Gesuchte entdecken: Die Herrlichkeit Gottes. Alle Welt soll das Heil Gottes sehen. Alle Welt soll aufgerichtet werden. Alles, alle sollen sie kommen. Im Evangelium des heutigen Tages wird von Menschen erzählt, die sich auf die Suche nach dieser Herrlichkeit machen. Sie lassen sich von einem Stern leiten, der ihnen dafür das Zeichen ist. Mehr haben sie nicht. Sie ziehen über Berge und durch Wüsten. Tag und Nacht. Wege und Irrwege, in allem dem uns sehr ähnlich. Schließlich wird ihnen das Kind in der Krippe von Bethlehem zum Zeichen, dass sie anbeten und Gott loben lässt. Ein kleines Kind. Unscheinbarer geht es kaum. In diesem Kind sehen sie Gottes Herrlichkeit, die sie selbst licht und heil macht. An dem Licht des Heilands Jesus Christus machen wir uns fest. An diesem Licht, das in dunkelster Nacht aufscheint, richten wir uns auf. Auf diese Zuversicht hin ist unser Glaube angelegt. Wenn wir jetzt heimkehren, nehmen wir sie mit in unsere Häuser, zu unseren Familien und Nachbarn, Arbeitskollegen. So klingt die Stimme des Propheten weiter: Schau doch, Gottes Herrlichkeit! Bis zu dem Tag, an dem alle, alle Menschen sie sehen, sich aufrichten und licht werden. Amen.
 
Musik
 
Fürbittgebet:
Glanz von Zion,
Licht der Welt,
aus allen Völkern hast du, Gott, deine Kirche gesammelt.
Sie ist aufgebrochen,
deinem Tag entgegenzugehen.
Wir danken dir,
dass du in Jesus Christus allen deine Herrlichkeit offenbart hast,
und bitten dich:
Erscheine, wo Menschen dich suchen und unruhig sind zu dir.
(Stille)
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Erscheine, wo du vergessen bist und nicht mehr vermisst wirst.
(Stille)
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Erscheine, wo Christen verfolgt und ihre Häuser und Gotteshäuser zerstört werden.
(Stille)
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Erscheine, wo Schwache geknechtet und Hilflose ausgebeutet werden.
(Stille)
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Erscheine, wo das Recht gebeugt wird.
(Stille)
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Erscheine, wo gefoltert, getötet und gequält wird.
(Stille)
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Erscheine, wo Lüge und Falschinformationen die Wahrheit verdunkeln.
(Stille)
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Erscheine, wo Machtkalkül und Intrigen Gemeinschaften vergiften.
(Stille)
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Erscheine, wo Menschen in Angst leben.
(Stille)
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Scheine uns, Licht der Welt,
auf unserem Weg zu dir,
dass wir uns nicht verlieren, wo wir nicht weiter wissen,
sondern dir vertrauen,
bis dein Tag alles Dunkel klärt.
Dir sei Ehre in Ewigkeit.
Amen.
 
Wir beten, wie du es uns gezeigt hast:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld.
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen

 

Segen
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns  Frieden.
 
 
Bleiben Sie alle gesund und behütet!
Ihr  Pfarrer Michael Wolf