Amoklauf an Grazer Schule: Entsetzen und Betroffenheit in Evangelischer Kirche
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„Unser Mitgefühl und Gebet gilt allen Betroffenen“ – Reaktionen aus dem In- und Ausland
„Mein Mitgefühl und mein Gebet gilt allen betroffenen Familien und Angehörigen, den Lehrerinnen und Lehrern, den Schülerinnen und Schülern und der Familie des Täters“, sagte der aus Graz stammende evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka in einer ersten Reaktion gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Sein Dank gelte allen, die helfen und als Einsatzkräfte vor Ort sind. Religionslehrer als Notfallseelsorger im Einsatz„Diese Tat ist unbegreiflich. Tote, Verletzte und eine verunsicherte Stadt sind die Folge“, erklärten der steirische evangelische Superintendent Wolfgang Rehner und Superintendentialkurator Michael Axmann am Dienstag in einer Aussendung. Gerade in diesen Stunden werde deutlich, „wie wichtig es ist, die Seelen der Betroffenen zu begleiten“, betonen Rehner und Axmann und zeigen sich dankbar, dass der Grazer evangelische Pfarrer Paul Nitsche, der am BORG Dreierschützengasse Religion unterrichtet, nun als Notfallseelsorger im Einsatz ist. Nitsche wünscht sich „ein großes Miteinander über alle Religionen, über alle Parteien hinweg“, wie er im Gespräch mit dem ORF betonte. Er baut darauf, dass „wir Menschen zusammenrücken und zusammenhalten, damit wir gemeinsam diese Situation gut bewältigen“. Aus religiöser Sicht stehe auch für „Menschen, die jemanden verloren haben“, im Mittelpunkt nicht die Frage, wie Gott das zulassen kann, „sondern genau das Gegenteil: Wo wird Gott in Zukunft da und dort segnend uns unterstützen?“ „Tief betroffen und schockiert über den Amoklauf“ zeigte sich auch der Kärntner Superintendent Manfred Sauer. In einem Schreiben an die Kärntner evangelischen Pfarrgemeinden bittet er darum, „als Zeichen unserer anteilnehmenden Trauer, Fassungslosigkeit und unseres Mitgefühls für alle betroffenen Familien, Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, in unseren Pfarrgemeinden in dieser Woche schwarze Fahnen zu hissen“. Weiters schreibt Sauer: „Gemeinsam wollen wir Gott in all dem Schmerz, in all der Verzweiflung und all der Fassungslosigkeit besonders für die Angehörigen um Trost und Kraft bitten, dass er hilft, das Unvorstellbare und Unbegreifliche auszuhalten und zu ertragen.“ Die Bitte gelte auch für die Schwerverletzten, die noch im Krankenhaus sind „und besonders für die, die noch um ihr Leben kämpfen, dass sie alles gut überstehen, dass sie genesen und wieder gesund werden“. ÖRKÖ: Tiefe Betroffenheit und Appell zu ZusammenhaltFassungslos und zutiefst betroffen reagierte am 10. Juni auch der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan. „Unser Mitgefühl und unsere Gebete sind bei den Toten und Verwundeten, allen Angehörigen der Opfer, allen Schülerinnen und Schülern und den Lehrenden der betroffenen Schule. Wir trauern mit ihnen und empfehlen sie der Barmherzigkeit und Güte Gottes an“, erklärte Petrosyan. In dieser dunklen Stunde für das ganze Land werde einmal mehr deutlich, „wie sehr wir als Gesellschaft des Mitgefühls und des Zusammenhalts bedürfen“, bekräftigte der ÖRKÖ-Vorsitzende. Lutherischer Weltbund: „Herzen mit Trauer erfüllt“„Im Namen des Lutherischen Weltbundes (LWB) drücken wir unser tiefstes Bedauern und unser aufrichtiges Beileid nach dem tragischen Amoklauf an einer Schule in Graz aus“, schreibt die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes, Anne Burghardt. In dem Kondolenzschreiben, adressiert an den evangelisch-lutherischen Bischof Michael Chalupka, heißt es weiter: „Der Verlust so vieler unschuldiger Leben – junger Schüler, Pädagogen und Mitarbeiter – hat uns zutiefst berührt und unsere Herzen mit Trauer erfüllt.“ In dieser Zeit der Trauer bete der LWB, „dass die Gegenwart Gottes den Trauernden Trost, den Verletzten Heilung und allen, die Fürsorge und Unterstützung anbieten, Kraft bringt“. Evangelischen Kirche Deutschland kondoliert„Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und insbesondere in Vertretung für Bischöfin Bosse-Huber, in ihrer Hauptverantwortung für die Ökumene und Auslandsarbeit, möchten wir Ihnen unser tiefstes Mitgefühl zum Ausdruck bringen“, heißt es in einem an Bischof Chalupka adressierten Schreiben von Oberkirchenrat Frank Kopania, Leiter der Abteilung Auslandsarbeit der EKD. Es sei entsetzlich, dass junge Menschen und Lehrpersonal aus dem Leben gerissen wurden. „Nach Pfingsten, an dem uns der Tröster geschenkt wurde – Gottes mitfühlende und mitleidende Kraft – hoffen und beten wir, dass für alle Trauernden und Verzweifelten Menschen da sind, die diese Kraft weitergeben“, heißt es in dem Schreiben weiter. „Auch beten wir für alle Mitarbeitenden vor Ort, die Notfallseelsorgenden, die Gemeinden und alle Helfenden, dass sie getragen werden, um in dieser schrecklichen Situation Hilfe und Trost zu spenden.“ Unter dem Motto „Wir stehen zusammen“ haben am Dienstag ab 17 Uhr im Hof und den Räumlichkeiten der Heilandskirche Graz (Kaiser Josef-Platz 9) die Evangelische Jugend Heilandskirche und die Evangelische Jugend Steiermark Raum für Gespräche, Trost, Seelsorge und Gemeinschaft angeboten. Trauerstation vor der HeilandskircheFür Mittwoch, 11. Juni, um 18 Uhr ist am Grazer Hauptplatz eine öffentliche Gedenkveranstaltung verschiedener Jugendorganisationen und -verbände geplant. Mit dabei sein wird auch die Evangelische Jugend (EJ) Steiermark. Im Anschluss laden Diözesanjugendreferent Denis Gleiter, Pfarrer Marcus Hütter und ein Team der EJ zu einer „Trauerstation“ vor der Heilandskirche. Dort gibt es neben Gespräch, Stille und Seelsorge auch die Möglichkeit, eine Kerze zu entzünden, sich in ein Kondolenzbuch einzutragen sowie Botschaften der Hoffnung mit Straßenmalkreiden zu schreiben. Diese Angebote werden auch in den nächsten Tagen bestehen bleiben.
Text: (c)evang.at/epdÖ |
16.06.2025, 19 Uhr: Raum zum Reden - Ein Angebot der EJ Wien
Hamburgerstraße 3, 1050 Wien
In Kooperation mit den evangelischen Pfarrgemeinden Wiens möchte die Evangelische Jugend Wien Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Raum für Gespräche bieten, um das Erlebte zu verarbeiten. Diese Möglichkeit steht Personen aller Konfessionen, Religionen sowie Personen ohne religiöses Bekenntnis offen. Vor Ort stehen auch Personen aus der Seelsorge zur Verfügung.
17.06.2025, 18.30 Uhr: Interreligiöse Gedenkfeier im Grazer Dom & ORF III
Eine Woche nach der schrecklichen Amoktat am BORG Dreierschützengasse Graz findet die offizielle Gedenkveranstaltung des Landes Steiermark im Rahmen einer Interreligiösen Gedenkfeier statt. Sie soll die Möglichkeit bieten, zusammenzukommen, gemeinsam zu trauern und die nächsten Schritte zu setzen, die schrecklichen Ereignisse miteinander zu verarbeiten.
Die Gedenkfeier wird gemeinsam von Vertretern der Katholischen Kirche, der Evangelischen Kirche und der Islamischen Glaubensgemeinschaft gestaltet. Angehörige aller Kirchen, Religions- und Bekenntnisgemeinschaften sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Im Anschluss sprechen Vertreter von Land Steiermark und Republik Österreich. Die Veranstaltung wird von der Grazer Dommusik und der Militärmusik Steiermark musikalisch umrahmt.
Es wird darauf hingewiesen und um Verständnis ersucht, dass an den Eingängen zum Grazer Dom Sicherheitskontrollen durchgeführt werden. Im Burghof (in Graz, Anm. Zych) gibt es die Möglichkeit, die Gedenkfeier auf einer Video-Leinwand zu verfolgen.
Die gesamte Feier wird zusätzlich in ORF III übertragen. (Quelle: kommunikation.steiermark.at)
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Den Gedenkgottesdienst aus dem Wiener Stephansdom können Sie im Internet in der on.orf.at nachträglich anschauen.
Für Menschen in seelischen Ausnahmezuständen gibt es Anlaufstellen, die rasch und unkompliziert Hilfe anbieten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen, aber auch für Männer, die Rat brauchen.
- Telefonseelsorge: 142 (ohne Vorwahl), Chatberatung unter telefonseelsorge.at
- Rat auf Draht: 147 (ohne Vorwahl), Chatberatung unter rataufdraht.at
- Ö3-Kummernummer: 116 123 (ohne Vorwahl)
- „Reden wir!“ – Steirisches Hilfetelefon: 0800 20 44 22
- Frauenhäuser Steiermark: 0800 202017
- PsyNot: 0800 44 99 33
- Schuldnerberatung: (0 316) 37 25 07
- Männernotruf: 0800 246 247
- Männerinfo-Krisenhotline: 0800 400 777
(Quelle: orf)
Wie spreche ich mit meinem Kind oder Jugendlichen über einen Amoklauf oder Anschlag? Informationen unter schulpsychologie.at
Informationen des Bildungsministeriums finden Sie unter bmb.gv.at.
Zuletzt aktualisiert: 13.06.2025, 16:50 Uhr