Evangelische Pfarrgemeinde Christuskirche

Lesegottesdienst Okuli 7. März 2021

 

Lesegottesdienst aus Wien Favoriten Christkirche

 

Sonntag Okuli  7.03. 2021

 

 

 

Nehmen Sie sich Zeit, zünden Sie eine Kerze an, suchen Sie sich Lieblingsmusik aus oder singen Sie ihre Lieblingslieder aus dem Gesangbuch!

 

 

 

Musik

 

 

 

Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes - sein Friede sei mit uns allen. Amen 

 

 

 

Gebet :

 

Christus Jesus, du bist den Weg des Leidens gegangen und rufst uns, dir zu folgen. Überwinde in uns die Angst, die im Verzicht nur Minderung des Glücks und keine Befreiung aus Fesseln der Bequemlichkeit sehen kann. Schenke uns die Erfahrung eines erfüllten Lebens in deiner Nachfolge, der du lebst eins mit dem Vater und den Geist in Ewigkeit.   

 

Amen

 

 

 

Die Schriftlesung für den Sonntag Okuli steht im 1. Buch der Könige im 19. Kapitel, die Verse 1-8:

 

1Und Ahab sagte Isebel alles, was Elia getan hatte und wie er alle Propheten Baals mit dem Schwert umgebracht hatte. 2 Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir tue, wie du diesen getan hast! 3 Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort. 4 Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Ginster und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug,so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. 5 Und er legte sich hin und schlief unter dem Ginster. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! 6 Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. 7 Und der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. 8 Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.

 

Amen

 

 

 

Lasst uns gemeinsam unseren Glauben bekennen

 

Ich glaube an Gott,

 

den Vater, den Allmächtigen,

 

den Schöpfer des Himmels und der Erde,

 

und an Jesus Christus,

 

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

 

empfangen durch den Heiligen Geist,

 

geboren von der Jungfrau Maria,

 

gelitten unter Pontius Pilatus,

 

gekreuzigt, gestorben und begraben,

 

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

 

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

 

aufgefahren in den Himmel;

 

er sitzt zur Rechten Gottes,

 

des allmächtigen Vaters;

 

von dort wird er kommen,

 

zu richten die Lebenden und die Toten.

 

Ich glaube an den Heiligen Geist,

 

die heilige christliche Kirche,

 

Gemeinschaft der Heiligen,

 

Vergebung der Sünden,

 

Auferstehung der Toten

 

und das ewige Leben.

 

Amen

 

 

 

Musik

 

 

 

Predigt

 

Der Predigttext für den heutigen Sontag Okuli steht im  Epheserbrief  im 5. Kapitel, die Verse 1-9:

 

1Soahmt nun Gott nach als geliebte Kinder 2 und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört,4 auch nicht von schändlichem Tun und von närrischem oder losem Reden, was sich nicht ziemt, sondern vielmehr von Danksagung. 5 Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das ist ein Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. 6 Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. 7Darum seid nicht ihre Mitgenossen. 8 Denn ihr wart früher Finsternis;nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

 

Amen

 

 

 

Liebe Gemeinde,

 

Wir sind sozusagen am Tiefpunkt der Vorpassionszeit. Es geht um die Nachfolge Christi. Um nichts weniger. Und wie mit einer Lupe und mit grellem Scheinwerfer wird auf unser Verhalten geschaut. Das hat eine gewisse Unbarmherzigkeit, aber auch eine schonungslose Ehrlichkeit. Der Zeigefinger geht hoch: „Du musst Dein Leben ändern!“ Es geht um Finsternis und Licht, um knallharten Dualismus. Falsch und gut, draußen und drin. Sonst kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams, werden wir gemahnt.

 

Da ist kein Kuschelbärgott mehr, den wir uns weichgespült haben. Da ist ein zorniger Gott. Ein Gott, der Erwartungen an mich hat. Ich werde immer unruhig bei solchen Texten. Und ich merke, dass mich so eine einfache Einteilung in dunkel und hell, böse und gut skeptisch macht. Sekten machen das so, aber auch der politischen Welt dieser Tage ist das nicht fremd: Die Querdenker teilen ein in die Elite, die da oben und die anderen, das wahre Volk. Kein gutes Fahrwasser. Die Demokratiefeindlichkeit ist mit Händen zu greifen.

 

Und die Inzidenzen steigen. Droht die dritte Welle? Finsternis oder Licht? Bräuchten wir nicht endlich etwas Schönes und Aufbauendes? Wobei – sind das nicht alles Vorder- und Rückseite ein und derselben Medaille?

 

Derjenige, der damals den Epheserbrief schreibt, der gibt zu bedenken: Ihr seid Kinder Gottes, Kinder des Lichtes und Christus hat euch geliebt. Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Wandelt als Kinder des Lichts… Also ran an den Pflug und den Blick nach vorne, würde der Wochenspruch wohl sagen. Keiner hat behauptet, dass Nachfolge Christi immer einfach sein würde. Immer ohne Hindernisse und unangenehme Seiten. Menschen fanden Jesus schon immer faszinierend. Wollen sich ihm anschließen, aber vorher noch kurz ihre Dinge regeln: Abschied nehmen von der Familie oder Tote bestatten. Und die Reaktion Jesus: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes (Lk 9,62).

Wir sind ein bisschen zum „Schönwetterchristentum“ verkommen. Alles geht in gewohnten Bahnen, wir verwalten unseren Glauben, alles erwartbar, alles wie immer. Corona hält uns gerade den Spiegel vor. Und wir Ringen um Inhalte: Ist es verantwortbar, Abendmahl zu feiern oder ist es gerade jetzt dringend notwendig, dass wir in unserer Gemeinschaft gestärkt werden? Ist es bei der Konfirmation wichtig, Jugendlichen in diesen seltsamen Zeiten den Segen Gottes mitzugeben oder die Anzahl der geladenen Gäste und die Möglichkeit zu feiern? Was macht es mit uns, wenn wir plötzlich stumm werden, weil wir nicht singen dürfen? Wo sieht man denn unser Licht leuchten? Denn die Latte liegt hoch: Wir sollen Gott nachahmen. Aha, denke ich. Eigentlich doch ein legitimes Anliegen, oder?

 

Auf jeden Fall damals in Ephesus! Das war bekannt für seine lockeren Umgangsformen. Da werden die Mahnungen schon berechtigt gewesen sein: Keine Unzucht, keine Habsucht, kein schändliches Tun und auch keine närrische oder lose Rede…

 

Ich denke an die Flüchtlingslager, in den Menschen vegetieren und auch elendig verrecken. Und warum darf eigentlich ein Seenotrettungsschiff, das v.a. Jugendliche an Bord hat, nicht gleich in einen europäischen Hafen einlaufen? Ach ja und da waren ja auch noch die leeren Worte, die wir meiden sollen. Unwillkürlich denke ich an das politische Hin- und Her der letzten Zeit und die sinnlosen Beschuldigungen, die niemanden helfen – oder die Angriffe aus der Politik auf die Justiz. Denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.

 

Wohl ist mir bei all den Vorgängen nicht. Geht ihnen das auch so?

 

Derjenige, der das damals aufgeschrieben hat, der malt uns Christus vor Augen, der das Verlorene liebevoll sucht bis in den eigenen Tod. Wer sich dem zuwendet, wird sich von all den Zeitgenossen abwenden, denen das Verlorene bei uns und in der weiten Welt nicht einmal ein Achselzucken wert ist. Wir müssen nicht auf allen Hochzeiten tanzen und über jeden Witz lachen. Wir müssen unser Fähnchen nicht in jeden Wind hängen.  Das ist Moral, wie sie biblisch ist: Ausdruck von Freiheit. Denn wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit (2.Kor 3,17).

 

Es kommt mir so vor, als ob sich dieser Predigttext heute vor mit auf dem Tisch dreht wie eine Münze, die man angestoßen hat. Vorne, hinten, vorne, hinten. Die beiden Seiten überlappen sich. Das eine bedingt das andere.

 

Wir sind schon längst Licht der Welt und Salz der Erde (Mt 5, 13f). Und unsere Hand liegt am Pflug. Mal packen wir fester zu, manchmal halten wir ihn ganz lose. Und natürlich schauen wir auch zurück. Trotz allem, trotz aller Fehltritte und allem Zögern und Zaudern, trotz aller Ausreden, sind wir Kinder des Lichts.  Wir müssen das nicht erst werden!

 

Das kann ich dann aber auch nicht delegieren an andere, sondern ich selbst bin gefragt. Ich kann mein Christsein nicht immer verschieben in Diakonie oder mich entschuldigen mit den Umständen. Das ist wohl der Anspruch, den diese Sache Gottes an uns hat. Das ist aber auch das Zutrauen Gottes in uns, dass wir trotzdem leuchten werden. Jede und jeder an seinem Platz.

 

Da helfen hier bei uns Menschen einander und sie vergessen einander nicht. Da hat einer ein offenes Ohr und ein offenes Herz für die Anliegen seiner Mitmenschen. Oder eine andere reicht jemanden die Hand. Die Alten werden zum Impfen begleitet. Jugendliche teilen nicht jeden depperten Kommentar. Ein Kind im Kindergarten verteidigt seinen Freund. Unzählige Menschen engagieren sich in Impfzentren. Da läutet ein Kollege die Kirchenglocken, wenn bei einer Demonstration gegen die Kovidmaßnahmen, menschenverachtende und demokratiefeindliche Unwahrheiten verkündet werden. Manche stellen Kerzen ins Fenster, als Zeichen des Mitgefühls mit allen, die unter Corona besonders leiden. 

 

Wandelt als Kinder des Lichts, die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Von [vielem] soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört, […] sondern vielmehr von Danksagung.

 

 Die Münze vor meinem inneren Auge dreht sich weiter. Vorder- und Rückseite verschwimmen. Finsternis und Licht. Doch immer wieder blitzt das Licht eben auf. Viele Menschen treffe ich gerade, die mir erzählen, wofür sie dankbar sind.

 

Vielleicht ist diese Dankbarkeit ja Teil unserer Aufwärmphase in der Vorpassionszeit für den eigentlichen Auftrag, Gott nachzuahmen. Oder zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Eine innere Haltung, die nach außen durchschimmert. Die andere ansteckt oder nachdenklich macht.

 

Und vielleicht ist es ja ein gesundes Unwohlsein, das ich bei solchen Texten haben. Vielleicht ja, weil sie den Finger in die Wunde legen. Ich denke an Psalm 73, in dem es heißt: Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du [Gott] hältst mich bei meiner rechten Hand. Und mit der linken Hand nehme ich den Pflug wieder. Natürlich schaue ich dann und wann zurück. Und natürlich lasse ich auch mal los oder ich stolpere. Aber bei all dem schimmere ich vor mich hin als Kind des Lichtes.

 

Amen.

 

 

 

Musik

 

 

 

Fürbittgebet:

 

Hilf uns, Gott des Lebens.

 

Hilf uns in dieser Zeit

 

mit deiner Güte,

 

mit deiner Gerechtigkeit,

 

mit deiner Wahrheit.

 

 

 

Hilf denen,

 

die an deiner Güte zweifeln,

 

die fragen, wo du bleibst,

 

die sich vor der Zukunft fürchten,

 

die sich aufreiben und nur Finsternis sehen.

 

Hilf du und antworte ihrer Not.

 

 

 

Hilf denen,

 

die nach Gerechtigkeit schreien,

 

die hungern,

 

die sterben,

 

die von allen verlassen sind.

 

Hilf du und sorge für ein gerechtes Leben.

 

 

 

Hilf denen,

 

die um die Wahrheit ringen,

 

die sich der Lüge verweigern,

 

die dich suchen,

 

die dir vertrauen und Jesus nachfolgen.

 

Hilf du deiner Gemeinde – hier und in aller Welt.

 

 

 

Diese Zeit braucht Menschen, die aus deiner Güte leben.

 

Diese Zeit braucht Menschen, die die Gerechtigkeit lieben.

 

Diese Zeit braucht Menschen, die die Wahrheit bezeugen.

 

Mache du uns zu solchen Menschen

 

durch Jesus Christus, deinen Sohn

 

und unseren Bruder und Erlöser.

 

Ihm vertrauen wir uns an – heute und alle Tage.

 

Amen.

 

 

 

Vater Unser

 

Vater unser im Himmel

 

geheiligt werde dein Name.

 

Dein Reich komme.

 

Dein Wille geschehe,

 

wie im Himmel, so auf Erden.

 

Unser tägliches Brot gib uns heute.

 

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch

 

wir vergeben unseren Schuldigern.

 

Und führe uns nicht in Versuchung,

 

sondern erlöse uns von dem Bösen.

 

Denn dein ist das Reich

 

und die Kraft

 

und die Herrlichkeit

 

in Ewigkeit

 

Amen.

 

 

 

Segen

 

Hände öffnen, Handflächen nach oben,sagen:

 

Gott, segne uns/mich.

 

Gott, behüte uns/mich.

 

Lasse dein Angesicht leuchten über uns/mir.

 

Sei uns/mir gnädig.

 

Erhebe dein Angesicht auf uns/mich.

 

Und gib uns/mir Frieden.Amen.

 

 

 

Und/oder:Fenster öffnen.Einatmen. Ausatmen.Sagen:

 

Weise uns den Weg, Gott, geh mit, Gott, geh mit.

 

Ich bin da und du bist da, Gott.

 

Danke.   Amen.

 

 

 

Bleiben Sie alle gesund und behütet!

 

 

 

Ihr  Pfarrer Dr. Michael Wolf